Wednesday, March 28, 2007

Attraktiver Zukunftsmarkt für vernetzte ICT-Systeme im Gesundheitswesen

Wir hatten mit einem dynamischen Team Kapitalgeber aus der Pharma- und Medienindustrie gefunden, welche bereit waren, unsere Projektideen bis zu einem Pilotstadium hin zu finanzieren. Eine Gruppierung von AerztenInnen (Professoren mit ihren AssistentenInnen), ApothekernInnen und PsychologenInnen waren bereit, sich für das Projekt zu engagieren. Es wurde eine operativ tätige Gesellschaft in Deutschland und eine Vertriebs-/Patentgesellschaft in der Schweiz gegründet.

Wir glaubten daran, dass unter Einsatz einer Plattform den Akteuren im Gesundheitswesen webbasiert On-Demand-Services angeboten werden können, welche die Qualität und Effizienz der medizinischen Versorgung verbessern. Voller Enthusiasmus wurden die Prozesse im Bereich der Befundaufnahme, der Diagnosefindung sowie der Therapie für ausgewählte Krankheitsbilder dokumentiert. Die Erkenntnisse der einzelnen Fachdisziplinen wurden für die einzelnen Krankheitsbilder zusammengeführt.

Die Funktion des Apothekers wurde im Netzwerk zum festen Bestandteil einer integrierten Gesundheitsversorgung. Seine Rolle verändert und aufgewertet. Für die psychologiche Betreuung konnten neue Wege in den entscheidenden Lebenssituationen aufgezeigt werden. Es wurden Lösungen für Spezialsituationen wie Prüfungsangst, Betreuung nach Schicksalsschlägen wie Todesfällen einer nahe stehenden Person, schwere Erkrankungen im Familienumfeld, Unfällen usw. entwickelt.

Die Begeisterung für die Möglichkeiten des Web nahm bei allen Beteiligten mehr und mehr zu. Aus der anfänglichen Hoffnung wurde immer mehr Gewissheit. Hier liegen enorme Möglichkeiten der qualitativen Verbesserung und der Effizienzsteigerung und auch Kostensenkungspotentiale brach, welche bereits mit dem State of the Art der Technologien ausgeschöpft werden konnten.

Die einzelnen Projektteams mit insgesamt über 30 MitarbeiternInnen hatten nach ca. 2 Jahren ihre Aufgaben weitestgehend erfüllt. Es ging nun darum, Wege zu finden, um die Resultate der Arbeit in die bestehenden Strukturen der medizinischen Betreuung einzubringen. Da mussten wir erkennen, dass diese den bestehenden Gegebenheiten nur sehr bedingt Rechnung tragen. Es fing schon mit den Standesorganisationen der einzelnen Fachdisziplinen an. Diese waren zwar von den erzielten Ergebnissen durchaus angetan, hatten jedoch den Eindruck, dass die entsprechenden Aktivitäten integrierter Bestandteil ihrer Fachdisziplin sein sollte. Im vorgesehenen interdisziplinären Ansatz auf einzelne Krankheitsbilder hin sah man eine Konkurrenzierung der eigenen Disziplin. Wenn schon, dann ging es darum, sich rechtzeitig entsprechend zu positionieren. Demzufolge wurden die Vertreter der Standesorganisationen im Projekt wurden angehalten, dafür zu sorgen, dass die Ergebnisse prioritär der eigenen Fachdisziplin zur Verfügung stehen würden.

Wir mussten erkennen, dass es an der entsprechenden IT-Infrastruktur und insbesondere an den Vergütungssystemen mangelt, um die gewonnen Erkenntnisse entsprechend umsetzen zu können. In Gesprächen mit den Exponenten der Gesundheitspolitik – welche unsere Arbeiten zwar hoch lobten und sich teils gar begeistert darüber äusserten – kam deutlich zum Ausdruck, dass eine entsprechende Anpassung der gesetzlich verankerten Vergütungssysteme mindestens zehn Jahre in Anspruch nehmen würde, bis diese in Kraft treten könnten.

Ferner mussten auch zur Kenntnis nehmen, dass die Ausbildungssysteme ein wesentliches Hindernis für einen verbreiteten Ansatz darstellte. Wir gingen die Studienpläne der relevanten Ausbildungslehrgänge unter dem Aspekt der Telemedizin durch und stellten ernüchtert fest, dass hier ein grosser Nachholbedarf bestand.

Praktisch sämtliche Projektteilnehmer waren sich in der Folge darüber einig, dass strukturell, von der IT-Infrastruktur, den Vergütungssystemen sowie von der Ausbildung her das Fundament fehlt, um unserem Konzept zu einem schnellen Durchbruch zu verhelfen. Erst wenn sämtliche Akteure im Gesundheitswesen vernetzt werden und sich einem gemeinsamen System anschliessen – was bei einer On-Demand-Lösung übrigens mit nur bescheidenen Hardware-Investitionen für die Akteure des Gesundheitswesens verbunden ist – kommen die qualitativen und effizienzmässigen Effekte voll zum Tragen.

Der Schlussfolgerung und der Antrag des Projektteams an die Kapitalgeber lautete übereinstimmend:
  • Potentiell sehr interessante Perspektiven in vielen Bereichen der Leistungserbringer im Gesundheitswesens mit einem enormen Nutzen- und Wertschöpfungspotential.
  • Für eine erfolgreiche Umsetzung eines umfassenden Systems fehlt das Fundament. Strukturelle und vergütungsmässige Restriktionen stehen derzeit einer erfolgreichen Umsetzung im Wege.
  • Die Projektidee ist in einigen Jahren mit einer neuen, breit abgestützten Trägerschaft umzusetzen. Auf die gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse der Projektarbeiten kann dannzumal aufgesetzt werden.
Empfehlungen, welche in der Folge vom Aufsichtsrat auch angenommen wurden.

Thursday, February 15, 2007

Zukunftsorientiertes Struktur- und Rollenmodell für das schweizerische Gesundheitswesen

Die Strukturen im schweizerischen Gesundheitswesen und die Rollen der Akteure sind unter Berücksichtigung der Perspektiven der verfügbaren Informations- und Kommunikationstechnologien weitgehend überholt. Die Wettbewerbsfähigkeit in einem liberalisierten Markt kann nur sichergestellt werden, wenn die entsprechenden Anpassungen vorgenommen werden. Im Zentrum steht dabei die Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen.


Historisch gewachsene Strukturen sind überholt
Die Entwicklungen der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (Telemedizin) werden im Gesundheitswesen bereits heute vielfältig genutzt. Das Feld der Anwendungen ist breit und führt von der administrativen Unterstützung bis hin zu den medizinischen Expertensystemen im Bereich der Diagnose, Therapie und Telemetrie.
Bis heute werden diese Technologien in den meisten Fällen über die historisch gewachsenen Strukturen „gestülpt“. Was in den Industrie- und Dienstleistungsbranchen längst zum unternehmerischen Verständnis gehört, nämlich dass diese Technologien erst dann voll zum Tragen kommen, wenn sowohl die Prozesse als auch die Strukturen entsprechend neu ausgerichtet werden, wird im Gesundheitswesen auf der Seite der Leistungserbringer ungenügend beachtet. Der volle Nutzen der getätigten Investitionen in die Technologien kann daher nur bedingt ausgeschöpft werden.

Die Gründe für diese verbreiteten Missstände sind vielfältig und werden oft auch von exogenen Faktoren bestimmt, die durch den einzelnen Leistungserbringer nur bedingt selbst beeinflusst werden können. Mit der Verfügbarkeit von breitbandigen Netzen zu vernünftigen Kosten verbunden mit den für das Gesundheitswesen erforderlichen Sicherheitsanforderungen ist eine Vernetzung der Akteure unter Vernunftsaspekten ein Gebot der Stunde. Wie oben erwähnt, bedarf diese Vernetzung jedoch anderer Strukturen und eines neuen Verständnisses für die medizinischen Prozesse als Ganzes.

Dabei sind keine revolutionären Einschnitte erforderlich. Verfügt man über einen grundsätzlichen Konsens des künftigen Modells, können sich die beteiligten Akteure in einem evolutionären Prozess auf die neue Konstellation einstellen. Vor dem Hintergrund des Standes der ICT ist es naheliegend, sich auf Konturen für ein zukunftsgerichtetes Konzept festzulegen. Die e-Health-Strategie des Bundes bietet gewisse Leitlinien. Zu den strukturellen Konsequenzen und den prozessmässigen Bedingungen auf Seite der Leistungserbringer wird aber nicht zuletzt auch aus Kompetenzgründen (Kantone) nur am Rande Stellung bezogen.

Wie sehen ein zeitgemässes Modell und die veränderten Rollen der Akteure aus?
Im Zentrum der künftigen Überlegungen dürfen nicht einzelne Institutionen und Anwendungen, sondern vielmehr die Ziele, Aufgaben und Kompetenzen der Akteure in einem vernetzten System stehen. Das Netzwerk lässt es vom Grundsatz her zu, dass von den bestehenden Strukturen ausgegangen werden kann. Diese wachsen im Rahmen des Netzwerks sukzessive in das neue Funktionsspektrum hinein.
In diesem zeitgemässen Modell finden die bisherigen Akteure im Rahmen eines ambulant-stationären Netzwerks ihren Platz. Der Veränderungsprozess wird von der intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit mit einem umfassenden Informationstransfer vorangetrieben. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil im Gesundheitswesen der isoliert handelnde Akteur morgen keinen Platz mehr haben wird. Es geht künftig darum, die verschiedenen Services optimal auf die Bedürfnisse des Patienten hin zu bündeln. Und überhaupt, das neue System der Vernetzung hat die Grundlage dafür zu bieten, dass unser Gesundheitswesen individueller und damit besser auf die spezifischen Kundenbedürfnisse ausgerichtet werden kann.

Es spricht viel dafür, über eine Plattform die wichtigsten Anwendungen als On-Demand-Services verfügbar zu machen. Damit können die kleineren und mittleren Akteure von einer Systemarchitektur profitieren, bei der hardwaremässig nur bescheidene Investitionen erforderlich sind. Dadurch entfällt ein ganz wichtiges Argument des Widerstandes breiter Kreise gegenüber einer umfassenden IT-Gesamtlösung.
Mit diesem Modell haben wir zudem eine Türöffnerfunktion für ein umfassendes Gesundheitswesen zu leisten. Dies mit der klaren Zielsetzung, weg vom Krankenwesen hin zu einer Gesundheitsversorgung, die diesen Namen auch verdient. So sind denn auch die Anbieter im Bereich Wellness, Hotel- und Freizeitindustrie miteinzubeziehen. Eine Lösung, die sich nur auf die heutigen Leistungserbringer abstützt, greift zu kurz.
Mit einer derartigen Gesamtlösung - Vernetzung sämtlicher Akteure im Gesundheitswesen - wird die Wettbewerbsfähigkeit des schweizerischen Gesundheitswesens als Ganzes erhöht. Dabei kann die eVersichertenkarte die Rolle einer ersten Einstiegsmöglichkeit spielen.

Der Hausarzt (allg. Praktiker)
Der Hausarzt hat sich künftig vermehrt als Projektmanager und Treuhänder des Patienten zu sehen. Er versteht sich als die Bezugsperson und der Interessenvertreter des Patienten. Demzufolge betreut er auch die (elektronische) Krankengeschichte respektive das Patientendossier. Er ist der Gesundheitsmanager der Zukunft. Das bedeutet auch, dass er das gesamte Angebot im Gesundheitswesen bestens kennt. Und dies über alle Ebenen hinweg von der Gesundheitsaufklärung über Prävention, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation bis hin zu Fitness und Wellness.

Der Hausarzt wird dadurch zu einer Art Gesundheitspartner und übernimmt die Rolle, seine Kunden beim verantwortungsvollen Handeln zum Wohlfühlen und Gesund bleiben zu begleiten. Er übernimmt die Triagefunktion für alle Themen in den Bereichen Wellness, Sport und Gesundheit.

Fachärzte (Spezialisten)

Der Spezialisierungsgrad bei den medizinischen Fachdisziplinen nimmt tendenziell weiter zu. Damit einher geht auch ein ganz spezifisches Vokabular, das von den übrigen Disziplinen je länger je schwerer verstanden werden kann. Wenn dieses Wissen im Netzwerk gebündelt und auf einzelne Krankheitsbilder angewendet werden kann, dann lassen sich die damit verbundenen Probleme besser meistern. Stehen hingegen die Fachärzte wie heute relativ isoliert im Raum, so verpufft ein Teil der erbrachten Leistung ungenutzt.

Ein Netzwerk beinhaltet zudem die grosse Chance, dass das fachärztliche Spezialwissen vermehrt patientenbezogen auf einzelne Krankheitsbilder ausgerichtet werden kann. Diese Orchestrierung des Spezialwissens im Netzwerk ermöglicht zudem eine prozessorientierte medizinische Versorgung, die den heutigen statischen Methoden in qualitativer und effizienzmässiger Hinsicht überlegen ist.

Spitäler als künftige Gesundheitszentren

Dass Spitalaufenthalte wegen deren konzeptioneller Ausrichtung unter gewissen Rahmenbedingungen auch krank machen können ist ein offenes Geheimnis. Eine Neuausrichtung tut Not, d.h. weg vom Hort der Krankheit hin zum Hort der Gesundheit. Das bedeutet unter anderem, dass Dienstleistungen integriert werden, die in ihrem Zusammenspiel eine Atmosphäre des Wohlbefindens ausstrahlen. Dem Ziel – schnelle Genesungsprozesse voranzutreiben – soll mit allen zur Verfügung stehen Mitteln nachgelebt werden.

Für das Netzwerk folgt daraus, dass die kleineren Regionalspitäler unter Umständen einer neuen spezifischen Funktion im Gesundheitswesen zugeführt werden können. Als Beispiel seien hier Seniorenresidenzen mit abgestuften Betreuungsgraden genannt. Der hier vorhandene Spielraum einer nutzenorientierten Gesundheitsversorgung ist sehr gross. Das bedeutet für die Schweiz naturgemäss kantonsübergreifende Konzepte. Und gut konzipiert, können auf diese Weise unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung sogar Kosten gesenkt werden.

Medizinische Kompetenzzentren
Die historische Entwicklung der Fachdisziplinen hat dem Momentum der Bündelung der Fähigkeiten auf einzelne Krankheitsbilder und der Spezialsituation des Patienten zu wenig Rechnung getragen. Zudem wird vor diesem Hintergrund zu wenig berücksichtigt, dass nur das harmonische Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele die ideale Voraussetzung für optimal verlaufende Genesungsprozesse bietet. Um diesem Ideal möglichst nahe zu kommen, empfiehlt es sich organspezifische Kompetenzzentren aufzubauen. Diese Kompetenzzentren lassen sich entweder in bestehende Spitäler integrieren oder es besteht die Möglichkeit, zur Schliessung vorgesehene Regionalspitäler in dieser Form einer neuen Nutzung zuzuführen. Aber auch in diesem Segment und unter Kostengesichtspunkten begünstigt die elektronische Vernetzung die erfolgreiche Realisierung.

Teleambulanzen
Teleambulanzen können für eine qualitative Verbesserung des Gesundheitswesens eine ganz entscheidende Rolle spielen. Insbesondere dann, wenn sie die Perspektiven des Dauermonitorings mit mobilen Endgeräten voll ausschöpfen.

Richtig tragend werden derartige Konzepte aber erst dann, wenn die Teleambulanzen integrierter Bestandteil der Institutionen des Gesundheitswesens darstellen. Es ist nicht zweckmässig und unter Kostengesichtspunkten abzulehnen, wenn die Teleambulanzen als zusätzliche Anbieter in einem Konkurrenzverhältnis zu den bestehenden Institutionen operieren.

Einbindung der übrigen Akteure
Zu einer umfassenden, qualitativ guten Gesundheitsversorgung gehört es, die Vernetzung weiter voranzutreiben. Zahnärzte, Apotheken, Drogerien, Physiotherapeuten und Labors sind ebenso einzubinden wie die oben erwähnten Institutionen im Bereich Wellness, Fitness, Hotellerie, Gastronomie und einzelne Bereiche der Freizeitindustrie.

Der Patient

Die Anreizsysteme für den Patienten sind gezielt einzusetzen. Patienten sind heute bedeutend besser informiert. Das Internet ist in diesem Bereich zu einem wichtigen Medium geworden. Dem Patienten ist mehr Selbstverantwortung für seinen Körper und sein Wohlbefinden zu übertragen (grössere Eigenverantwortung).

Was wird besser?
Mit einer Vernetzung der Akteure in Gesundheitswesen erreichen wir auf verschiedenen Ebenen eine qualitative Verbesserung im Bereich der Gesundheitsversorgung. Damit führen wir die Einzeldisziplinen im Gesundheitswesen endlich dorthin wo sie schon lange hingehören - zum spezifischen Bedürfnis des Menschen. Fragwürdige Doppeluntersuchungen werden verhindert. Die Leistungserbringer praktizieren damit eine konsequente Kundenorientierung.

Welche Anpassungen drängen sich auf?

Vergütungssysteme
Selbstverständlich lässt sich diese neue Rollen- und Aufgabenzuteilung nur dann realisieren, wenn auch die Vergütungssysteme voll auf diese neue Philosophie einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung ausgerichtet werden. Deshalb ist auch der Grundkonsens über das künftige schweizerische Gesundheitswesen von derart grosser Bedeutung. Ist dieser einmal vorhanden, können dann die neuen Rollen der Akteure vergütungsmässig entsprechend berücksichtigt werden. Es gilt demzufolge, ein fundamentales Reengineering des Tarmed vorzunehmen, und diesen ganz grundsätzlich auf die neuen Bedingungen auszulegen.

Evolutionäre Entwicklung hin zu neuen Strukturen und Prozessen
Gestützt auf einem grundsätzlichen Konsens über ein künftiges Modell des Gesundheitswesens lassen sich die erforderlichen Entwicklungen und Anpassungen durchaus evolutionär vollziehen. Es kommt zu keinen eigentlichen Brüchen mit bisherigen Strukturen. Die Umorientierung lässt sich vielmehr auf der Grundlage des Bestehenden in kleinen, evolutionären Schritten vollziehen.

Die kantonalen Gesundheitsdirektionen können sich nach diesem Leitbild ausrichten. Das schweizerischen Gesundheitswesens wird im internationalen Kontext deutlich aufgewertet.

Ueberregionale Zusammenschlüsse über die Kantonsgrenzen hinweg
Die Kantone müssen sich zu überregionalen Gebilden zusammenschliessen und in diesem Rahmen gemeinsam neue Konzepte entwickeln, welche den künftigen Anforderungen Rechnung tragen. Die Kantonsgrenzen als Planungsregion sind in vielen Belangen überholt.

Aus- und Weiterbildung

Die heutige Ausbildung der medizinischen Berufe trägt der Entwicklung hin zu interdisziplinären Behandlungsprozessen (zu) wenig Rechnung. Die Informations- und Kommunikationstechnologien und die Telemedizin müssen zu Hauptfächern aufgewertet werden. Hier sind die Lehrpläne fundamental zu überarbeiten. Ansonsten wird die Schweiz im Ranking bezüglich Informatikeinsatz dort verharren wo sich heute befindet – das heisst im hintersten Mittelfeld, und das wiederum kann dem Cluster Gesundheitswesen nicht zum Vorteil gereichen.

Telemedizin nutzen
Die grossen Perspektiven der Telemedizin sind gezielt zu nutzen. Dies aber nicht wie heute als zusätzlicher Service. Sondern als integrierter Bestandteil der Strukturen und Prozesse aller Akteure im Gesundheitswesen. Die heutigen „Zusatzangebote“ im Bereich der Telemedizin, welche nicht in die bestehenden Strukturen integriert sind, führen tendenziell zu weiteren Kostensteigerungen.

Qualitätsmanagement
Die Prozesse im Gesundheitswesen hin auf den Patienten sind strengen Kriterien des Qualitätsmanagements zu unterziehen.

Mitverantwortung des Patienten
Die Politik muss den Willen aufbringen und sich dazu durchringen, dem Patienten mehr Selbstverantwortung zu übertragen. Den Kranken- und Unfallversicherungen ist ein grösserer gesetzlicher Spielraum für entsprechende Anreizsysteme einzuräumen.


Schlussfolgerung

Die Bedeutung der Telemedizin wird in der Schweiz verkannt. Dabei kann uns die Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen dazu verhelfen, die Position in den liberalisierten Gesundheitsmärkten Europas zu festigen, uns für Gesundheitstouristen attraktiv zu machen, die Qualität der Gesundheitsversorgung weiter zu steigern und die Gesundheitskosten für die Schweizer Bürger zu senken. Ein Grundsatzentscheid vorausgesetzt, lassen sich die erforderlichen Anpassungsprozesse evolutionär vollziehen und manche der zur Schliessung vorgesehenen Spitäler können im neuen Konzept eine sinnvolle Aufgabe finden und dadurch überleben.

Dr. Andreas Würgler von WDP Projektmanagement (www.wdpmc.ch) ist auf die Entwicklung von zukunftsorientierten Geschäftsmodellen unter Berücksichtigung der Möglichkeiten der ICT spezialisiert. Er arbeitet sowohl mit Leistungserbringern wie Kostenträgern zusammen.

So hat er in dem Zusammenhang
• für verschiedene Krankenversicherungen Unternehmensstrategien entwickelt,
• an einem Pilotprojekt zur Integration und Vernetzung von medizinischen Fachdisziplinen an der Universität Giessen mitgearbeitet,
• Studien zum Einsatz der Telemedizin im Gesundheitswesen im Auftrag eines Pharmakonzerns durchgeführt,
• die Projektleitung bei der Detailstudie "eVersichertensystem für die Schweiz" im Auftrag der santésuisse innegehabt
• bei Informatikprojekten bei der Stiftung Rehabilitation in Heidelberg mitgewirkt.
• für das österreichische Sozialministerium eine Strukturanalyse geleitet
E-Mail: wuergler@wdpmc.ch